Irland ist im Frühjahrsquartal unerwartet in die Rezession zurückgefallen. Die Wirtschaftsleistung sank im Vergleich zum ersten Quartal um 1,2 Prozent, wie das irische Statistikamt am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Anstieg um 0,5 Prozent gerechnet. Sie bezeichneten die Daten als enttäuschend.
Das kommt natürlich nicht sehr überraschend. Irland hat sich - in vorauseilendem Gehorsam - auf den Druck von EU und IWF hin ein extrem hartes Sparprogramm verordnet. Wenn die privaten Ausgaben niedrig sind, müsste der Staat einspringen, um den Ausgabenrückgang zu überbrücken, Arbeitsplätze zu schaffen und die Nachfrage anzukurbeln - so jedenfalls lautet die keynesianische Empfehlung in Zeiten einer Rezession. Beginnen jedoch sowohl die Privaten als auch der Staat gleichzeitig, ihre Schulden zurückzubezahlen ("deleveraging"), ist eine fortgesetzte wirtschaftliche Kontraktion die logische Folge.
Die irische Wirtschaft wird also weiter leiden. Das Schlimme ist, dass das Leiden nicht einmal hinsichtlich der Entwicklung der Zinsspreads auf irische Staatsanleihen Früchte trägt; die Zinsen, welche der irische Staat für die Begebung von Anleihen zahlen muss, sind nämlich - trotz offizieller Beteuerungen, das Sparprogramm werde die Anleihenmärkte beruhigen - neuerlich angestiegen.
Das sollte den Verantwortlichen eigentlich zu denken geben. Vielleicht wäre es doch klüger gewesen, wenn man die Defizitbekämpfung gegenüber der Aufgabe, die Wirtschaft auf einen stabilen Wachstumspfad zurückzuführen, hintangestellt hätte?