Während in den USA mehr als 800 - hauptsächlich kleinere und mittelgroße - Banken immer noch als „Problembanken“ geführt werden, erzielten die großen Player an der Wallstreet im abgelaufenen Jahr bereits wieder Milliardengewinne. Die amerikanische Realwirtschaft kommt weiterhin nicht in die Gänge, wie die wirtschaftlichen Daten der letzten Wochen zeigen; der Wachstumspfad, der im vergangenen Jahr eingeschlagen wurde, erweist sich als enttäuschend. Jene Großbanken, die massiv von den staatlichen Rettungsaktionen des Bankensystems profitierten, hatten in der Zwischenzeit jedoch einigen Grund zum Feiern.
Goldman Sachs und Co. nutzten die horrenden staatlichen Subventionen, die ihnen in Form der Hilfsgelder und TARP-Aktionen zuteil wurden, um sich nach einem desaströsen vierten Quartal im Jahr 2008 auf die Gewinnerstraße zurück zu katapultieren. Und die Lobby der Banken hat es durchaus erfolgreich geschafft, eine allzu rigorose Regulierung riskanter Geschäftspraktiken zu verhindern. Doch all das vermag nicht über eine sich immer klarer darbietende Wahrheit hinwegzutäuschen: Die fetten Jahre sind vorbei und werden so schnell auch nicht wiederkommen. In der NYT ist heute zu lesen:
Even after taxpayer bailouts restored bankers’ profits and pay, the great Wall Street money machine is decelerating. Big financial institutions, including commercial banks, are still making a lot of money. But given unease in the financial markets and the economy, brokerages and investment banks are not making nearly as much as their executives, employees and investors had hoped.
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The activities at the heart of what Wall Street does — selling and trading stocks and bonds, and advising on mergers — are running at levels well below where they were at this point last year, said Meredith Whitney, a bank analyst who was among the first to warn of the subprime mortgage disaster and its impact on big banks.
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While the numbers will not be known until after the third quarter ends and financial companies begin reporting earnings in October, the pace of trading this summer was slow even by normal summer standards.
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The downward slide on Wall Street parallels a similar shift in the broader economy, which has slowed considerably since showing signs of a nascent recovery this spring. And if banks come under pressure, all but the safest borrowers may struggle to get loans.
Die in dem Artikel zitierte Analystin Meredith Whitney geht davon aus, dass der Profitrückgang dazu führen könnte, dass bis zu zehn Prozent der in der Finanzindustrie Beschäftigten ihren Job verlieren.
Was Whitney zu sagen hat, hat mittlerweile Gewicht. Die einflussreiche Analystin war so gut wie gänzlich unbekannt, bevor sie im Jahr 2007 das katastrophale Risikomanagement von Citygroup und die damit einhergehenden Solvenzprobleme dieser Megabank prognostizierte. Michael Lewis schreibt in seinem Buch „The Big Short“, in dem es um die wenigen Menschen geht, welche das Subprime-Desaster in den USA vorhergesehen haben:
Then came Meredith Whitney, with news. Whitney was an obscure analyst of financial firms for an obscure financial firm, Oppenheimer and Co., who, on Oct. 31, 2007, ceased to be obscure. On that day she predicted that Citigroup had so mismanaged its affairs that it would need to slash its dividend or go bust. It’s never entirely clear on any given day what causes what inside the stock market, but it was pretty clear that Meredith Whitney caused the market in financial stocks to crash. By the end of the trading day, a woman whom basically no one had ever heard of, had shaved 8 percent off the shares of Citigroup and $390 billion off the value of the US stock market. […] Two weeks later, Citigroup slashed its dividend. From that moment […] people listened.
Dass Whitney als so ziemlich einzige Analyst an der Wallstreet die Milliardenverluste der Citigroup aufgrund von giftigen Hypothekenpapieren vorhersah, bedeutet natürlich nicht, dass sie auch in Zukunft alle möglichen Entwicklungen und Ereignisse, die die Finanzindustrie betreffen, richtig voraussehen wird.
Aber die trüben gesamtwirtschaftlichen Aussichten in den USA und der schwache Handelssommer an den Börsen deuten darauf hin, dass sie Recht behalten könnte. Und das wären ganz schlechte Nachrichten für die Giganten an der Wallstreet.