Samstag, 3. März 2012

Zu Tode sparen?

Die österreichische Tageszeitung "Die Presse" warf diese Woche in einem Artikel die Frage auf, ob sich Europa zu Tode spare: "Haben wir mit der Entscheidung, die öffentlichen Haushalte zu kürzen, die Rezession vielleicht vertieft?" Es erstaunt mich ehrlich gesagt doch einigermaßen, dass vielen Wirtschaftsexperten und Wirtschaftsjournalisten erst jetzt zu dämmern beginnt, warum eine auf Ausgabenkürzungen basierende Fiskalpolitik als kontraktiv bezeichnet wird.

Das Gros der politischen Verantwortungsträger streut sich Sand in die Augen, seit die Staatsschuldenkrise europäischer Länder in den medialen und politischen Fokus rückte: Die radikale Sanierung von Staatshaushalten durch sofortige und kompromisslose Ausgabenkürzungen werde das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der jeweils betroffenen Volkswirtschaften stärken, heißt es allerorten; Konsum und Investitionen würden wieder zu blühen beginnen, sobald der Dämon der Schuldenmacherei ausgetrieben sei; sodann werde Europa, das gebeutelte, strauchelnde wirtschaftliche Europa, in neuem Glanz erstrahlen.

Der Glaube daran, dass kontraktive Fiskalpolitik nicht nur lang-, sondern sogar kurz- und mittelfristig auf mysteriöse Weise Wirtschaftswachstum bringen kann, ist eine gigantische Illusion, die nicht dazu angetan ist, Europa den Weg in eine bessere Zukunft zu weisen.