Sonntag, 25. Juli 2010

Europas Wachstumsschwäche

Der Wirtschaftsmotor der europäischen Volkswirtschaften will nicht recht in Fahrt kommen. Die für die nächsten Jahre prognostizierten Wachstumsraten für die EU-27 fallen ernüchternd aus. Eurostat stellt für 2010 ein BIP-Wachstum von einem Prozent in Aussicht; 2011 sollen es 1,7 Prozent werden. Das ist unzureichend, um eine Wachstumsdynamik zu entfalten, die ein rasches Wettmachen der krisenbedingten Rückschläge möglich machen würde.

Die europäischen Volkswirtschaften schöpfen ihr Produktionspotential nicht annähernd aus. Bei vollständiger Auslastung der vorhandenen Produktionskapazitäten ließen sich weit höhere Wachstumsraten erzielen. Aktuelle Zahlen zur Kapazitätsauslastung in der verarbeitenden Industrie für die EWU-16 weisen zwar eine langsame Aufwärtsbewegung aus; für das 2. Quartal 2010 ist eine Auslastung von 75,5 Prozent errechnet worden, eine Steigerung gegenüber den beiden vorangegangenen Quartalen. Im Vergleich zu der Auslastung, die vor der Finanz- und Wirtschaftskrise zu verzeichnen war – im Jahr 2008 betrug die Auslastung noch deutlich über 80%, bevor sie im 1. Quartal 2009 stark einbrach – besteht jedoch weiterhin großer Aufholbedarf.

Zwischen möglichem und tatsächlichem Output klafft eine gewaltige Lücke, die sich mit jedem Quartal niedrigen Wachstums noch vergrößert.

Wirtschaftswachstum ist für die Beschäftigungssicherung von zentraler Bedeutung. Solange der EU-Raum nicht auf einen Wachstumspfad zurückkehrt, auf dem das Ouput-Potential besser ausgeschöpft wird, ist eine deutliche Entspannung der Situation auf den Arbeitsmärkten nicht zu erwarten. Laut den aktuellsten bei Eurostat verfügbaren Zahlen betrug die Arbeitslosigkeit für die EU-27 im Mai 2010 9,6 Prozent. Im Falle jahrelanger Wachstumsschwäche besteht die Gefahr, dass sich die Arbeitslosenquote auf konstant hohem Niveau einpendelt.