Das Committee of European Banking Supervisors (CEBS) hat mittlerweile einen Entwurf für Richtlinien betreffend die Vergütung durch Boni im Finanzsektor veröffentlicht. Die Mitgliedstaaten der EU machen sich bereits daran, diese Richtlinien in Gesetze zu gießen. In Österreich sind bspw. bereits seit Mitte September Details zur Umsetzung von derartigen Boni-Beschränkungen bekannt.
Im Kern ist vorgesehen, dass Teile der variablen Vergütung a) nicht sofort, sondern erst nach Sicherstellung der Nachhaltigkeit des zugrundeliegenden Erfolges ausbezahlt ("Mindestens 40 Prozent der Boni dürfen erst nach drei Jahren ausbezahlt werden.") und b) nicht bar ausgehändigt werden dürfen ("Mindestens 50 Prozent der Boni dürfen nicht in bar, sondern in Eigenkapital-Anteilen der Bank geleistet werden.").
In der gestrigen Financial Times kritisierte ein gewisser David Benson die vorgeschlagenen Regeln der EU als fehlgeleitet:
Yet while these measures are politically popular, they are fundamentally misguided. [...]Der Versuch, durch Bonus-Beschränkungen die Anreize für risikoreiches Verhalten im Finanzsektor zu verringern, ist löblich. Ohne eine Reform des zentralen Problems in den Anreizstrukturen wird diese Maßnahme jedoch relativ wirkungslos verpuffen.
Giving more stock can, in fact, have the reverse effect. Alan Greenspan had great faith in the assumption that shareholders in financial institutions would, through self-interest, act as corporate custodians. The problem is that stock options only have real value when they are above the strike price, the level at which the owner of share options is allowed to sell them. For investment bankers, whose options are increasingly worthless because of low share prices in their companies, it is then entirely rational for them to throw the dice and take on more risk in the hope of generating revenues that will boost their bank’s share price. That is what happened at Lehman Brothers.
So, paradoxically, the EU’s proposals are likely to create more risky behaviour rather than less.
Benson spricht einen Punkt an, der als wesentlich wichtiger anzusehen ist als das populistische Ringen um Restriktionen für horrende Banker-Gehälter: Die Gläubiger dürfen in Zukunft nicht mehr vollständig vom Staat ausbezahlt werden, wenn eine Finanzinstitution ins Strudeln gerät; auch sie sollten ihre Verluste zumindest teilweise realisieren müssen. Damit würde erreicht werden, dass die Gläubiger genauer hinschauen würden, an wen sie da eigentlich Geld verborgen und mit wem sie da Geschäfte machen: Wie hoch sind die Risiken, dass der Schuldner in Zahlungsprobleme gerät, tatsächlich?
Denn das hauptsächliche Problem in den Anreizstrukturen ist immer noch die implizite Staatsgarantie für Banken, die als "too big too fail" gelten: Gewinne dürfen sich die Institute einverleiben (Ob und in welchem Ausmaß sie diese Gewinne an ihre Mitarbeiter ausschütten, ist eine andere Baustelle.); im Falle von Verluste müssen jedoch nicht die Eigentümer und Gläubiger, sondern die Steuerzahler für verfehltes Risikomanagement geradestehen. Bevor hier nicht angesetzt wird, sind Beschränkungen von Gehältern im Finanzsektor ein Tropfen auf den heißen Stein.