Sonntag, 24. Oktober 2010

Wann sollte die Obama-Administration das Budget-Defizit reduzieren? Die Ansichten von Christie Romer

Christie Romer, die erst kürzlich als Vorsitzende der volkswirtschaftlichen Berater des US-Präsidenten zurückgetreten war, argumentiert in ihrem jüngsten Op-ed, dass Präsident Obama schlecht beraten wäre, sofort budgetäre Sparmaßnahmen durchzusetzen, um dem Budgetdefizit den Kampf anzusagen. Solange das Wirtschaftswachstum schwach und die Arbeitslosigkeit hoch sei, würden sich substantielle Sparmaßnahmen kontraproduktiv auswirken, da sie die langfristigen Budgetaussichten weiter verschlechtern: Romer verweist unter anderem auf eine neue Studie des IWF, derzufolge Budgetkonsolidierungen substantiell das Wirtschaftswachstum reduzieren.

Die langfristigen Budgetaussichten der USA seien, so Romer, "simply unsustainable"; dass hier gegengesteuert werden muss, stehe außer Frage. Es komme jedoch auf den richtigen Zeitpunkt der Reduktion des Budgetdefizits an, und dieser Zeitpunkt sei eben noch nicht gekommen.

Als Chairwoman of the Council of Economic Advisers gab Romer in zentralen wirtschaftspolitischen Fragen die Richtung vor. Auch unter dem neuen Chairman, Austan Goolsbee, wird sich die Fiskalpolitik der Obama-Administration nicht grundlegend ändern: Man setzt weiterhin darauf, die Wirtschaft auf einen gesunden Wachstumspfad zurückzubringen, bevor man sich des Problems der Defizitreduktion annimmt.

Die Regierung in den USA wählt damit eine gänzlich andere Vorgehensweise als Großbritannien, wo Premier David Cameron all sein politisches Kapital auf die Sparkarte setzt. Die britische Wirtschaft soll an radikalen Sparmaßnahmen genesen. Dies widerspricht fundamental der Argumentation Romers, die ich oben dargelegt habe.

Martin Wolf hat sich übrigens mit den fiskalpolitischen Unterschieden zwischen den USA und Großbritannien näher auseinandergesetzt.