Konsumieren auf Pump ist in Österreich derzeit interessanter als Sparen
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Wer seinen Spargroschen auf ein bis zwei Jahre bindet, bekommt laut OeNB derzeit im Schnitt 1,38 Prozent Zinsen.
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Sparbücher sind zum Kapitalaufbau, ja selbst zum Kapitalerhalt derzeit also gänzlich ungeeignet: Bei einer Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent bedeutet selbst die Durchschnittsverzinsung für langfristig gebundene Einlagen nach KESt einen realen Kapitalverlust.
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Freuen dürfen sich über die niedrigen Zinsen dafür die Kreditnehmer: Die Verzinsung von Konsumkrediten sank im zweiten Quartal um 0,21 Prozentpunkte auf 4,53 Prozent, jene für Wohnbaukredite um 0,12 Prozentpunkte auf 2,67 Prozent. Im Euroraum-Schnitt lagen die betreffenden Sätze bei 6,38 beziehungsweise 3,30 Prozent.
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Wenig profitiert haben von der Entwicklung die Unternehmen: Die Verzinsung von Unternehmenskrediten blieb mit 2,38 Prozent (bis eine Mio. Euro) beziehungsweise 1,79 Prozent (über eine Mio. Euro) praktisch unverändert.
Ende Juli schrieb ich darüber, dass die Richtlinien zur Kreditvergabe an Großunternehmen mittlerweile entschärft wurden. Der oben zitierte Artikel weist darauf hin, dass die Zinsen für Unternehmenskredite jedoch mit der Zinsentwicklung für Konsumkredite nicht Schritt gehalten haben.
Die Banken sind mit der Aufgabe konfrontiert, vernünftige Bonitätskriterien für Unternehmen festzulegen. Es soll - erstens - nicht neuerlich zu einer Wiederholung der in Vorkrisenzeiten anzutreffenden, betriebswirtschaftlich haltlosen Kreditvergabe kommen; zweitens gilt es, die befürchtete neuerliche Welle an Unternehmensinsolvenzen im Zuge der wirtschaftlichen Erholung zu verhindern; und drittens sollen sinnvolle Zukunftsinvestitionen durch Unternehmen stattfinden können.