Donnerstag, 23. Mai 2013
Mittwoch, 3. April 2013
Einlagensicherung in der EU: Ein rechtliches Commitment?
Anne Sibert macht sich Gedanken über die Einlagensicherung in der EU unter Berücksichtigung der Erfahrungen, die in Island und Zypern gemacht wurden. Ihr zentrales Argument ist, dass die Einlagensicherung als rechtliches Commitment in "kleinen" Krisen gelte; im Falle von schweren Bankenkrisen wie in Island und Zypern, in denen das Versagen des Finanzsystems droht, handle es sich jedoch nur noch um ein politisches Commitment, weshalb die Solvenz des jeweiligen Staates von entscheidender Bedeutung ist: Droht der Staatsbankrott, dann fehlen der politische Wille und/oder die fiskalischen Möglichkeiten, die Einlagensicherung aufrechtzuerhalten.
Mittwoch, 27. März 2013
Was sollten Ökonomen und Wirtschaftspolitiker aus der Finanzkrise lernen?
Dieser Frage ging Ben Bernanke in einer seiner vielen Reden nach. Der Rahmen für die Überlegungen war eine Konferenz an der London School of Economics, wo auch Larry Summers, Olivier Blanchard, Axel Weber und Mervyn King ihre Sicht auf die Frage nach den Lehren aus der Finanzkrise darlegten; siehe hierzu den Artikel von Brad DeLong.
Dienstag, 26. März 2013
Zypern, die USA und Bankenreformen
Dean Baker argumentiert, dass die letzten Tage und Wochen eines gezeigt haben, nämlich dass die tatsächliche Gefahr für die USA nicht darin bestünde, wie Griechenland zu werden, sondern darin, Probleme a la Zypern zu erleiden:
Baker führt weiter aus, dass es für eine Bankenreform, die auch ein Aufbrechen jener Banken beinhalten müsse, die "Too Big To Fail" sind, einen politischen Schulterschluss zwischen einflussreichen Republikanern und Demokraten brauche, um die jeweiligen Parteiführungen, die derzeit vom Finanzsektor und dessen finanziellen Parteizuwendungen abhängig seien, von der reformblockierenden Linie abzubringen.
As we now know, Cyprus is a small island country with a financial sector that has run amok, following in the footsteps of Ireland and Iceland. The assets of its banks were eight times the size of the country's economy.
This meant that when the banks' big bets went bad, there was no way Cyprus' government could afford the price of the bailout. As a result, Cyprus was forced to go hat in hand to the European Central Bank and accept whatever offer was put on the table. However the Cyprus crisis is finally resolved, it is not likely to be a pretty picture for the citizens of Cyprus.
As the Cyprus crisis was unfolding last week, we also got to see the report of the Senate Permanent Subcommittee on Investigations (pdf) on JP Morgan's losses at its "London Whale" trading division. The report chronicles a series of bad bets on derivatives that were compounded by traders doubling down their stakes. They concealed the size of their losses both to bank officers and regulators. The end result was a $6bn loss.
JP Morgan is a huge bank and can swallow $6bn in losses, but the incident showed as clearly as possible that the Dodd-Frank reforms are not working. The London Whale's losing trades were all done in the Dodd-Frank era. The bill's provisions did not prevent JP Morgan from making massive bets and misleading regulators about their nature and the risks involved.
Baker führt weiter aus, dass es für eine Bankenreform, die auch ein Aufbrechen jener Banken beinhalten müsse, die "Too Big To Fail" sind, einen politischen Schulterschluss zwischen einflussreichen Republikanern und Demokraten brauche, um die jeweiligen Parteiführungen, die derzeit vom Finanzsektor und dessen finanziellen Parteizuwendungen abhängig seien, von der reformblockierenden Linie abzubringen.
Sonntag, 24. März 2013
Was ist falsch am Rettungspaket für Zypern?
Einer der besten jener Artikel, die sich damit beschäftigen, wo die zentralen Probleme mit dem Rettungspaket für Zypern liegen, stammt von Colm McCarthy:
Den ganzen Artikel gibt's hier.
PS: Ebenfalls lesenswert ist Gavyn Davies' Analyse auf FT.com.
The Cypriot government is not actually bust by current European standards. It has a debt/GDP ratio no worse than France or Germany. The problem is the banks. They have gone bust (some more than others, and some not bust at all) because they suffered large haircuts on holdings of Greek government bonds in the EU-sponsored default in March 2012. They have had other losses too, including property lending in Cyprus which has gone sour, but the larger Cypriot banks were doomed by the terms of the Greek sovereign default as everyone knew at the time. They should have been recapitalised as part of the Greek deal. In best European tradition, the Cypriot can was kicked down the road and the inevitable endgame has come 12 months later. (...)
The first resort in any sensible bank recapitalisation is to wipe out the equity shareholders in the bust banks. This, unbelievably, has not yet been done: the depositors were even offered equity stakes in bust banks in return for the funds confiscated from their accounts. Next in line should be the junior (subordinated) bondholders, followed by senior bondholders, and ultimately uninsured depositors. The Cypriot banks have just €0.2bn in senior unsecured bonds, to be spared any haircut, and €2.5bn in junior bonds, subjected to an undisclosed haircut. Most of the €7bn gap was to be bridged through a levy on deposits, including those under €100,000 supposedly not at risk. The normal order of creditor preference was simply torn up.
Den ganzen Artikel gibt's hier.
PS: Ebenfalls lesenswert ist Gavyn Davies' Analyse auf FT.com.
Was wird nach dem Zypern-Bailout mit Bankeinlagen in der Eurozone passieren?
Worauf wird man nach dem Zypern-Debakel im Besonderen das Augenmerk richten müssen, um die möglichen Folgewirkungen des Bailouts abschätzen zu können? Die Antwort: auf Bankeinlagen, speziell jene in Spanien und Griechenland:
Quelle: The Street Light
Deposits in the already weak banking systems of Spain and Greece seem to me the most likely to be at risk. While there's no reason to expect a sudden rush for the exits in those countries, it may not be unreasonable for people to believe that a €100.000 deposit in Deutsche Bank or ING might be a bit safer than the same deposit in Caja Madrid or Pireaus Bank. So why not shift some of that money, just to be on the safe side, before the next crisis hits the eurozone?
A gradual shift of deposits out of Spain and Greece could spell trouble for those banks, even if the shift is well short of what could be called a bank run. As the chart above illustrates, Spain and Greece s saw their banks' deposits steadily leaving town during 2011 and the first half of 2012. However, bank deposits in both countries stabilized in recent months, ever since the ECB's unequivocal statement in July 2012. If people interpret this week's events as undermining that crucial statement by the ECB last July -- an interpretation that I certainly wouldn't argue with -- then we may expect to see the negative trend in peripheral bank deposits resume. And with it the periphery's banking problems may resume as well.
Quelle: The Street Light
Freitag, 22. März 2013
Industrieproduktion in den USA und in Europa
Dass die amerikanische Wirtschaft sich zuletzt besser entwickelt hat als der EU-Wirtschaftsraum, ist bekannt. Tim Duy argumentiert in Bezug auf die Volkswirtschaft der USA "(that t)he recovery is here to stay. Not "stay" as in "permanent." I am not predicting the end of the business cycle. But "stay" until some point after the Federal Reserve begins to raise interest rates, which I don't expect until 2015. This doesn't mean you need to be happy about the pace of growth. But it does mean that a US recession in the next three years should be pretty far down on your list of concerns." Dieses Argument unterfüttert Duy mit der Analyse von aktuellem Datenmaterial. Darunter befindet sich auch folgende Grafik:
Der Industriemotor der USA brummt wieder; jedenfalls im Vergleich zu Europa. Denn als Durchschnittseuropäer kann man da eigentlich nur neidisch werden: Zuletzt sank die saisonbereinigte Industrieproduktion in der EU um 0,4%; im Gegensatz zu den USA stockt Europas Industriemotor seit geraumer Zeit, ohne dass mir ein gewichtiges ökonomisches Argument einfiele, warum sich das sehr bald zu Gunsten der Länder im europäischen Wirtschaftsraum ändern sollte.
Der Industriemotor der USA brummt wieder; jedenfalls im Vergleich zu Europa. Denn als Durchschnittseuropäer kann man da eigentlich nur neidisch werden: Zuletzt sank die saisonbereinigte Industrieproduktion in der EU um 0,4%; im Gegensatz zu den USA stockt Europas Industriemotor seit geraumer Zeit, ohne dass mir ein gewichtiges ökonomisches Argument einfiele, warum sich das sehr bald zu Gunsten der Länder im europäischen Wirtschaftsraum ändern sollte.
Portugals Krise
Die Wirtschaft Portugals verzeichnete in den Jahren von 2000 bis 2012 weniger Wirtschaftswachstum als die USA in der Großen Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre und Japan in den 1990er-Jahren ("verlorenes Jahrzehnt"). Ricardo Reis stellt in einem neuen Paper die Frage nach den Ursachen. Mit einem Modell erklärt er die Krise Portugals anhand einer Kombination von fehlalloziierten Kapitalzuflüssen und Steuererhöhungen. Portugals Krise im Jahr 2010 sei durch einen plötzlichen Stop von Kapitalzuflüssen verursacht worden, nach dem Austeritätspolitik, Lohnrigiditäten und anhaltende Probleme zwischen Bankensektor und Staat dazu beitrugen, dass der Output einbrach und dass Arbeitslosigkeit und Verschuldungsquote in Prozent des BIPs anstiegen. Reis argumentiert, dass aus den Erfahrungen Portugals in Bezug auf andere Länder die Lehre gezogen werden könne, dass die Fehlallokation von Kapital in unproduktive Wirtschaftssektoren die Ursache für große Einkommensunterschiede sein kann, die zwischen Ländern festzustellen sind.
Mittwoch, 20. März 2013
"Einlagensicherung war niemals als Schutz vor Einmalsteuern gedacht"
Das jedenfalls vernimmt man seitens der EU in Bezug auf die harsche Kritik an der Besteuerung von Bankeinlagen in Zypern, die unter €100.000 liegen. Die Einlagensicherung diene lediglich dem Schutz vor Bankpleiten, meint die EU. Ich frage mich, wieviele europäische Bürger diese Differenzierung wohl berücksichtigen werden, wenn es um die Frage geht, ob man die eigenen Ersparnisse vom Bankkonto oder Sparbuch abheben oder darauf vertrauen soll, dass es nicht neuerlich zu solchen Besteuerungsaktionen kommen wird. Ein Bankrun ist keine rationale Angelegenheit, sondern eine sich selbst erfüllende, panikartige Krise. Technokratische Argumentationen wie jene in Bezug auf die Einlagensicherung in der EU sind Schall und Rauch, wenn es ums Eingemachte geht.
Zypern: "Ein neuer Dummheitsstandard wurde gesetzt"
Clive Crook rügt Europas Politiker für den Umgang mit der Krise in Zypern:
The European Union’s astonishing fumbling over Cypriot banks has both immediate and longer-term implications. On March 21, when the banks are due to reopen, the question is whether a run will destroy the Cypriot banking system. If that can be avoided, the next question will be what’s left of the EU’s plans to reform its system of bank supervision -- and what happens the next time an EU bank gets into trouble.
The danger of a run is real. This past weekend, the government of Cyprus and its financial backers, the EU and the International Monetary Fund, settled on a bailout formula for troubled Cypriot banks that included a 6.75 percent levy on insured deposits. The ensuing outcry prompted a revision to the deal that will curb or eliminate this provision before the banks reopen. But the message has already been sent: In the EU, insured deposits aren’t safe.
Quelle: Bloomberg
Dienstag, 19. März 2013
Zyperns Bailout-Konditionen: "Ein Desaster"
Charles Wyplosz ist - um es zurückhaltend zu formulieren - nicht einverstanden mit der Einmalsteuer auf Bankeinlagen in zypriotischen Banken; er argumentiert, dass nun die Glaubwürdigkeit des Einlagensicherungssystems in ganz Europa in akuter Gefahr sei. Mit der Strukturierung des Bailout-Pakets für Zypern seien die Bedingungen für eine selbsterfüllende Krise in der ganzen Eurozone geschaffen worden, wenn auch Bankkunden in Ländern wie Italien und Spanien ihr Geld abheben, um eine befürchtete Besteuerung wie in Zypern zu vermeiden.
Kann eine Reform der Manager-Vergütung dazu führen, dass die starke Fokussierung auf kurzfristige Ziele und Resultate aufgeweicht wird?
Dieser Frage gehen Gregg Polsky und Andrew Lund in einem aktuellen Paper nach.
Blanchard et al. (2010): Makroökonomische Lehren aus der Krise
Aus keinem besonderen Anlass habe ich soeben wieder einmal das Paper von Blanchard, Dell'Ariccia und Mauro (2010) gelesen, die zunächst aufarbeiten, welche Umstände zu der unter Makroökonomen vor der Krise weit verbreiteten Überzeugung führten, dass alle geld- und fiskalpolitischen Instrumente zur Verfügung stünden, die notwendig sind, damit eine stets funktionierende Feinsteuerung der Wirtschaft gewährleistet werden kann. Doch das Paper hat auch mehr als drei Jahre nach der Veröffentlichung nicht an Aktualität eingebüßt, wenn es darum geht, Denkanstöße dafür zu liefern, welche geld-, fiskal- und regulierungspolitischen Fragestellungen zukunftsweisend sein werden. Es handelt sich hierbei um ein Paper, das jeder Wirtschaftsinteressierte gelesen haben sollte.
Montag, 18. März 2013
Links, 18. März: Bailouts und Bankruns
Ein paar interessante Links:
Antonio Fatas argumentiert, dass die mit dem Bail-out von Zyperns Banken verbundenen Konditionen (Haircut auf Spareinlagen bei Banken) als Präzedenzfall für den Umgang mit anderen Ländern interpretiert werden könnte, was Bankruns wahrscheinlicher mache.
Auch Wolfgang Münchau meint, dass Europa mit einem hohen Risiko verheerender Bankruns konfrontiert ist, weil mit dem Fall Zyperns die europäische Einlagensicherung de facto obsolet sei.
An dieser Stelle sei auf zwei interessante akademische Papers zu den oben angesprochenen Themen verwiesen, die - obwohl schon ein wenig älter - interessante Einsichten in die oben angeführten Zusammenhänge geben:
Diamond und Dybvig (1983) führen ein formales Modell für Bankruns ein; und Barry Eichengreen (1991) beschäftigt sich mit einer Kapitalabgabe als "Einmalsteuer"auf alle Vermögensinhaber mit dem Ziel des Abbaus öffentlicher Schulden, was für die Bailout-Konditionen in Bezug auf Zypern relevant ist.
Antonio Fatas argumentiert, dass die mit dem Bail-out von Zyperns Banken verbundenen Konditionen (Haircut auf Spareinlagen bei Banken) als Präzedenzfall für den Umgang mit anderen Ländern interpretiert werden könnte, was Bankruns wahrscheinlicher mache.
Auch Wolfgang Münchau meint, dass Europa mit einem hohen Risiko verheerender Bankruns konfrontiert ist, weil mit dem Fall Zyperns die europäische Einlagensicherung de facto obsolet sei.
An dieser Stelle sei auf zwei interessante akademische Papers zu den oben angesprochenen Themen verwiesen, die - obwohl schon ein wenig älter - interessante Einsichten in die oben angeführten Zusammenhänge geben:
Diamond und Dybvig (1983) führen ein formales Modell für Bankruns ein; und Barry Eichengreen (1991) beschäftigt sich mit einer Kapitalabgabe als "Einmalsteuer"auf alle Vermögensinhaber mit dem Ziel des Abbaus öffentlicher Schulden, was für die Bailout-Konditionen in Bezug auf Zypern relevant ist.
Abonnieren
Kommentare (Atom)